Postproduktionsworkflow

Immer wieder stelle ich fest, dass selbst große Firmen und Institutionen das folgende Wissen nicht abrufen können. 

Warum es gut ist, wenn Kunden nicht alles bekommen, was Sie wollen – oder warum Sie Ihre Produktionsfirma wechseln sollten, wenn bis zuletzt am Schnitt gearbeitet werden darf. 

Der Picture Lock: Ein oft unverstandenes, aber entscheidendes Qualitätsmerkmal in der Filmproduktion. 

Kürzlich wurde ich als Berater zu einer großen Imagefilm-Produktion gerufen. Gedreht war bereits, der Kunde war verzweifelt, da der erste Schnitt seines Films überhaupt nicht seinen Ansprüchen genügte und er befürchtete, dass das gesamte Projekt scheitern könnte. Nach einem Tag im Schnittraum war das Problem schnell klar: Der Kameramann schnitt den Film selbst. Für eine hochwertige Produktion ist das die denkbar schlechteste Vorgehensweise. Sie zeigt aber das Kernproblem der Produktionsfirmen, die alles in Eigenregie umsetzen. 

Universalkompetenz innerhalb einer Produktionsfirma ist vielleicht nicht gerade das was man sich als Kunde wünschen sollte. 

Das Problem aber lag tiefer. Der Kunde hat gut bezahlt und die Produktionsfirma hatte einfach alles umgesetzt, was der Kunde verlangte um ihn eben glücklich zu machen. Was auf den ersten Blick ehrenwert erscheinen mag und oft kundenseitig erwartet wird, führt jedoch in der Praxis zu deutlich geringeren Qualitätsstandards. Woran liegt das? Zentral ist, dass die Schritte der Postproduktion von ausgewiesenen Spezialisten durchgeführt werden und nicht von einer Person, wie in diesem Fall. Mir hat noch nie jemand glaubhaft machen können, sowohl ein guter Editor-, als auch ein guter Toningenieur- und am Ende auch noch ein As im Colorgrading zu sein. Nein, das machen alles Spezialisten und das ist auch gut so (für Sie). Die Anforderungen an die verschiedenen steps der Postproduktion sind viel zu individuell. 

Um diese Arbeiten sauber koordinieren zu können, ohne für den Auftraggeber immense Mehrkosten zu verursachen, gilt es einige Dinge zu wissen, oder zumindest zu akzeptieren. Doch zunächst einmal die idealen Schritte des Postproworkflows im Einzelnen. 

Schritt 3 ist dabei der entscheidende, etnweder es wird teuer, oder es ist qualitativ schlechter als möglich. 

  1. (Offline) Schnitt oder Edit - der Editor schneidet zusammen mit dem Regisseur den Film mit der gewünschten Kernbotschaft, zugeschnitten auf Ihre Zielgruppe. 
  2. Schnittabnahme mit Korrekturen - hier wird der schnitt präsentiert und solang daran gefeilt Auftraggeber und Agentur zufrieden sind. 
  3. Der Picture Lock markiert den Punkt, an dem der Schnitt endgültig abgeschlossen ist. Ab diesem Moment dürfen keine weiteren Änderungen mehr am Bild vorgenommen werden, da alle nachfolgenden Schritte der Postproduktion darauf basieren.
  1. Online-Schnitt - im Offline-Schnitt zuvor ist es meist so, dass man mit so genannte Proxy Files arbeitet, das sind Videodateien geringerer Auflösung und Datenrate. Sie werden genutzt um einen flüssiges arbeiten zu ermöglichen. Diese werden nun wieder durch das Original-Material ersetzt. Der Schnitt bleibt dabei exakt erhalten. Etwaige Effekte werden übertragen. 
  2. Color Grading - mal warm mal kalt, hier wird durch einen Bildspezialisten der finale Look des Films erstellt. 
  3. Motion Design - gibt es Text auf dem Bild oder am Ende, kommt hier der Motion Designer zum Einsatz. Ein gutes Gespür für Typografie und Timings, aber auch der Umgang mit Vectorgrafiken wie beispielsweise Logos zeichnen ihn für unsere Zwecke aus. 
  4. Sounddesign - nun werden Geräusche eingearbeitet, wie beispielsweise ein klirrendes Glas, was gerade umfällt, etc. Manche Editoren arbeitet hier schon ein bisschen vor, aber der Sounddesigner finalisiert und perfektioniert diese Elemente. 
  5. Musikkomposition - Wenn eine individuelle Komposition vereinbart wurde, wird die im Schnitt verwendete Musik nun durch eine eigens vom Komponisten erstellte ersetzt. Dies ist der optimale Weg, wird jedoch aus Budgetgründen häufig durch Library-Musik ersetzt, die bereits im Schnitt integriert wurde. In diesem Fall geht die Musik direkt in die finale Mischung. 
  6. Mischung – In der Mischung werden drei Audiospuren – Originalton, Sound Design und Musik – in Balance gebracht. Dabei wird darauf geachtet, dass alle Elemente harmonisch zueinander passen. Der Mischer berücksichtigt zudem die Zielformate, da ein Film für ein Telefon anders klingen sollte als fürs Kino.
  7. Conforming, Lieferung - ist alles erledigt kommt hier alles zusammen was von den unterschiedlichen Postproduktionsgewerken angeliefert wurde. Zum Ende werden die verschiedenen Formate hergestellt und in den entsprechenden Codecs ausgespielt. 
  8. Endabnahme - Alles ist bereit für die finale Abnahme. Im besten Fall wird hier nur noch grad drauf geschaut und alles ist gut.  

Ein sauberer und gut strukturierter Postproduktionsworkflow ist entscheidend für den Erfolg eines Filmprojekts – und der Picture Lock spielt dabei eine zentrale Rolle. Er garantiert, dass ab einem bestimmten Punkt keine Änderungen mehr am Schnitt vorgenommen werden, sodass die nachfolgenden Schritte, die von hochspezialisierten Fachleuten durchgeführt werden (sollten), effizient und in höchster Qualität umgesetzt werden können. Wird nach dem Picture Lock doch noch am Schnitt gearbeitet, steigen die Kosten rapide an, da bereits abgeschlossene Arbeitsschritte wiederholt werden müssen. Sollte das nicht der Fall sein, können Sie davon ausgehen, dass auch bei Ihrer Produktion ein „Universalgenie“ am Werk ist und Qualität generell nicht die beste sein kann. Beide Szenarien lassen sich leicht vermeiden, wenn der Workflow von Anfang an klar geplant und kommuniziert wird.

Wenn Sie eine Produktionsfirma beauftragen, sollten Sie unbedingt nach einem Postproduktionsworkflow fragen – und darauf achten, dass der Picture Lock darin enthalten ist. Fehlt dieser entscheidende Schritt, ist das ein Warnsignal, dass die Produktionsfirma möglicherweise nicht auf dem nötigen professionellen Niveau arbeitet. In diesem Fall sollten Sie ernsthaft erwägen, Ihr Projekt in erfahrenere Hände zu geben.

Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihre Produktionsfirma den Picture Lock wirklich umsetzt oder an der Qualität spart, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir beraten Sie gern und sorgen dafür, dass Ihr Filmprojekt in guten Händen ist.

Gute Produktionshäuser zeichnen sich auch oft nicht durch große Belegschaften aus, sondern durch ein weitreichendes Netzwerk von Freelancern, die auf ihrem jeweiligen Fachgebiet spezialisiert sind. Durch diese Zusammenarbeit können sie sicherstellen, dass alle Schritte der Postproduktion von Experten ausgeführt werden, was letztlich zu besseren Endergebnissen führt. 

Mit uns haben Sie einen Partner auf Augenhöhe. Wir arbeiten immer für den besten Film.